Egal, wo man sich befindet – überall wird fotografiert. Doch die meisten Menschen knipsen einfach drauf los, was zur Folge hat, dass die Bilder oft unscharf sind oder einfach nicht das aussagen, was der Fotograf einfangen wollte. Dabei ist es gar nicht so schwer, gute, stimmungsvolle Fotos zu machen. PC-WELT hat sich zehn beliebte Szenarien herausgesucht und zeigt Ihnen, wie Sie mit wenig Aufwand mehr aus Ihren Motiven herausholen.
Gute Portrait-Fotos: Pose und Hintergrund müssen stimmen
Ein Porträt kann viel über eine Person aussagen. Daher sollten Sie sich vor der Aufnahme überlegen, zu welchem Zweck das Porträt angefertigt wird: Ein Party-Schnappschuss von der besten Freundin bedarf sicherlich keiner großen Vorbereitung. Gute Bewerbungs-Fotos und andere geschäftlich genutzten Porträts sollten dagegen möglichst professionell und neutral, die darauf abgebildete Person sympathisch und kompetent wirken.
Um dies zu erreichen, setzen Sie Ihr Model am besten mit leicht gedrehtem, aufrechtem Oberkörper auf einen Hocker, den Kopf zur Kamera gewandt. Diese Pose hat mehrere Vorteile: Durch die Drehung des Halses ist dieser etwas gestreckt, wodurch sich ein leichtes Doppelkinn kaschieren lässt. Der direkte Blick in die Kamera spricht den Betrachter (und künftigen Arbeitgeber) an, die Person macht einen offenen und interessierten Eindruck. Ein Lächeln – mit oder ohne Zähne – wirkt zudem sympathisch.
Soll ein Porträt mehr über den Charakter einer Person aussagen, sollte die Pose anders gewählt werden. Hier gilt: Ausprobieren! Testen Sie verschiedene Szenarien, und machen Sie Probeaufnahmen. Ein Beispiel: Handelt es sich bei Ihrem Model um einen sehr geradlinigen Menschen mit starker Persönlichkeit, kommt dieser Charakterzug vielleicht am besten zur Geltung, wenn die Person mit ernster Miene direkt in die Kamera blickt. Ein grüblerischer, introvertierter Mensch sollte dagegen nicht direkt in die Kamera blicken. Er könnte beispielsweise den Kopf mit den Händen abstützen und dabei gedankenverloren in die Ferne blicken.

©Verena Ottmann
Eine große Rolle bei guten Porträt-Fotos spielt auch der Hintergrund der Aufnahme: Setzen Sie Ihr Model immer in den richtigen Kontext, ohne jedoch auf abgedroschene Clichés zurückzugreifen. Statt vor der allgegenwärtigen Bücherwand könnte der Universitätsprofessor beispielsweise in einem leeren Vorlesungsraum sitzen. Und nicht jeder Koch muss in seiner Küche abgelichtet werden. Ein Marktstand kann ein interessanter Hintergrund sein, vor allem, wenn sich der Koch der Bio-Küche verschrieben hat.
Ist Ihr Model optimal in Szene gesetzt, geht es an die Kameraeinstellungen für gute Porträt-Fotos. Die meisten Digitalkameras bieten einen speziellen Porträtmodus, der die Gesichtserkennung einsetzt und Hauttöne hervorhebt. Ein Stativ ist dabei unverzichtbar: Es ermöglicht längere Belichtungszeiten, ohne dass Sie das Bild verwackeln. Achten Sie bei der Aufnahme auch darauf, dass der Hintergrund nicht zu dominant wird. Eine offene Blende sorgt hier für gewollte Unschärfen, die den Fokus auf die scharf gestellte Person im Vordergrund richtet.
Gute Landschafts-Fotos: Weite optimal einfangen

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Bei einer Landschaftsaufnahme geht es darum, Natur möglichst stimmungsvoll abzubilden. Sei es eine sonnengeflutete Blumenwiese, ein verschneites Bergpanorama oder ein düsterer Waldrand – die Weite der Landschaft und ihre Farben sowie Kontraste wollen optimal eingefangen werden. Bei guten Landschafts-Fotos spielt der Bildausschnitt eine wichtige Rolle.
Überlegen Sie daher vor der Aufnahme, was für Sie der wichtigste Teil der Landschaft ist: Möchten Sie den verwitterten Baum in der Talsenke einfangen oder die Wolkenformation am Himmel. Wählen Sie dann den Bildausschnitt so, dass der wichtigste Teil die Hauptrolle im Bild spielt. Wollen Sie einfach nur die Weite der Landschaft einfangen, kann ein Detail im Bildvordergrund – ein Felsen, eine Wurzel – dies unterstützen, da es die Dimensionen vorgibt.
Um Landschaften angemessen ablichten zu können, bieten fast alle aktuellen Digitalkameras ein spezielles Motivprogramm, das die Farbsättigung verstärkt und den Fokus auf unendlich stellt, um eine gleichmäßige Schärfe zu erzielen. Außerdem sollten Sie bei Landschaften die Brennweite möglichst kurz halten, was den Eindruck von Weite noch verstärkt.
Gute Architektur-Fotos: Bildausschnitt und stürzende Linien
Wie bereits bei der Porträt- und der Landschaftsfotografie kommt es auch bei guten Architektur-Fotos darauf an, was Sie mit dem Bild ausdrücken wollen: Möchten Sie eine besondere Stimmung einfangen, ein schönes Detail festhalten oder einfach ein Gebäude als Bauwerk möglichst realistisch fotografieren. Für eine besondere Stimmung sollten Sie den Kontrast und die Farbsättigung verstärken. Haben Sie ein interessantes Detail entdeckt, das Sie abbilden möchten, kommt es auf den optimalen Bildausschnitt und die Perspektive an. Fragen Sie sich: Ist das Bild auch interessant und reizvoll für Menschen, die das Gesamtbauwerk nicht kennen?

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Am schwierigsten ist jedoch die realistische, meist frontale Abbildung eines Bauwerks. Dabei kommt es häufig zu den so genannten „stürzenden Linien“, einem Phänomen, das immer dann entsteht, wenn parallele Linien eines Motivs – etwa die Seiten eines Turms oder eines Fensters – nicht parallel zur Aufnahmeebene verlaufen. Dann wirken diese eigentlich parallelen Linien, als würden sie aufeinander zulaufen.
Gute Gruppen-Fotos: Weitwinkelbrennweite und Stativ
Gruppenbilder sind bei Hochzeiten unerlässlich, und auch jeder Geburtstag ist nur vollkommen, wenn das Geburtstagskind von der Familie umringt abgelichtet wird. Damit auch alle Anwesenden aufs Bild passen, empfiehlt sich eine Digitalkamera mit einer möglichst kurzen Brennweite. Denn je kürzer die Brennweite ist, desto weiter reicht der Bildausschnitt.
Bekommen Sie trotzdem nicht alle Anwesenden aufs Bild, müssen Sie die Gäste in mehreren Reihen nach Größe arrangieren: Bitten Sie Kinder nach vorne, sie können sich auch auf den Boden setzen. Achten Sie zudem darauf, dass niemand verdeckt ist. Das Stichwort lautet hier „auf Lücke stellen“, sodass zwischen den Köpfen zweier Gäste der Hintermann zu sehen ist.
Noch ein Tipp: Verwenden Sie für gute Gruppen-Fotos am besten ein Stativ für die Aufnahme, und fotografieren Sie im Serienbildmodus. So haben Sie später genügend Aufnahmen der Gruppe – und wahrschenilich sogar eine, auf der keiner mit geschlossen Augen zu sehen ist. Übrigens: Auf Lächel- und Blinzelerkennung, wie sie manche Digitalkameramodelle bieten, sollten Sie sich nicht verlassen. Nutzen Sie lieber Ihre Bildbearbeitungskenntnisse, indem Sie zwei Serienbilder zusammenmontieren, um geschlossene Augen oder mürrische Gesichter auszutauschen.
Gute Makro-Fotos: Kleines ganz groß darstellen

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Eine Blüte oder eine Muschel in Nahaufnahme abbilden – dafür ist der Makromodus einer Digitalkamera ideal. Er sorgt, abhängig vom Kameramodell, ab einem Zentimeter Abstand vom Motiv für knackig-scharfe Bilder und erhöht die Farbsättigung für die nötige Dramatik. Allerdings eignet sich der Makromodus nicht für alle Motive. Eine Biene, die auf einer Blüte sitzt, wird wegfliegen, wenn Sie ihr mit der Kamera auf den Pelz rücken.
Ein weiterer Nachteil des Makromodus: Er lässt Ihnen nur wenig Einfluss auf die Belichtung, ein Anpassen der Blende ist oft nicht möglich. Doch gerade mit einer offenen Blende können Sie tolle Nahaufnahmen zaubern, wenn Sie beispielsweise die Biene auf der Blüte scharf stellen, das Blütenmeer im Hintergrund jedoch unscharf lassen. Haben Sie Ihr Herz für die Makrofotografie entdeckt, sollten Sie sich für gute Makro-Fotos eine Spiegelreflex- oder Systemkamera sowie ein Makro-Objektiv zulegen. Makro-Objektive haben ein Abbildungsmaß von 1:1 oder 1:2 und bieten eine geringe Schärfentiefe. Die Nahstellgrenze liegt modellbedingt zwischen 15 und 35 Zentimetern – was selbst für eine Biene unproblematisch sein sollte.
Gute Fotos bei Nacht: Feuerwerk und Sonnenuntergang
Wenn an Silvester Raketen und Böller den Nachthimmel erhellen, greift man gerne zur Kamera, um das Spektakel festzuhalten. Doch meistens zeigen die Bilder nur kaum erkennbare Farbschlieren. Um ein Feuerwerk richtig einzufangen, sollten Sie unbedingt ein Stativ einsetzen. Nur so können Sie die benötigten langen Belichtungszeiten einsetzen, ohne dass die Bilder unscharf werden.
Deaktivieren Sie nun – falls möglich – den Autofokus, und stellen Sie die Schärfe auf unendlich. Lassen sich bei Ihrer Kamera die Blende und Verschlusszeit manuell anpassen, wählen Sie die längstmögliche Verschlusszeit und Blende 8 bei ISO 100. Bei ISO 60 oder ISO 80 können Sie die Blende auch weiter öffnen. Bietet Ihre Kamera keine manuelle Belichtungssteuerung, kann die Belichtungskorrektur einer Überbelichtung vorbeugen. Am besten, Sie machen mehrere Bilder mit verschiedenen Einstellungen, um die optimale Belichtung zu finden.

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Doch nicht nur ein Feuerwerk liefert mit seinem Farbenspiel ein tolles Motiv. Auch ein Sonnenuntergang oder Mondlicht bietet eine gute Fotogelegenheit. Manche Digitalkameras besitzen dafür ein eigenes Motivprogramm. Sie können einen Sonnenuntergang aber auch ohne Automatik einfangen. Stellen Sie den Fokus auf unendlich und – falls möglich – aktivieren Sie den Rotfilter.
Gute Party-Fotos: Möglichst kurze Belichtungszeit
Eine der schwierigsten Fotosituationen ergibt sich auf Partys: Das Licht ist meist schummrig, was lange Belichtungszeiten zur Folge hat, die Sie ohne Stativ aus der Hand nicht halten können. Auf den Blitz sollten Sie für gute Party-Fotos auch verzichten, selbst wenn Ihre Kamera einen Vorblitz gegen rote Augen hat. Denn der löst zwar vor dem eigentlichen Blitz aus, hat aber zur Folge, dass Ihre Freunde als Reaktion darauf die Augen schließen – und noch geschlossen haben, wenn der eigentliche Blitz zum Einsatz kommt und die Kamera auslöst. Und natürlich schleppt auch niemand ein Stativ zu einer Party.
Um trotzdem bei schwierigen Lichtverhältnissen stimmungsvolle und vor allem scharfe Bilder zu bekommen, können Sie im Belichtungsmodus „Blendenvorwahl“ (oder „Zeitautomatik“) die Blende möglichst weit öffnen. Dadurch verkürzt sich automatisch die Verschlusszeit. Die geringe Schärfentiefe ist dabei kein Problem, da sich Ihre Motive sowieso meist im Vordergrund befinden.
Allerdings bietet nicht jede Digitalkamera die Möglichkeit der Blendenvorwahl. Hier erreichen Sie schon durch den eingebauten Bildstabilisator kürzere Belichtungszeiten. Außerdem können Sie die Lichtempfindlichkeit des Sensors erhöhen. Doch Vorsicht: Meist verstärkt sich dadurch auch das Bildrauschen. Gerade Kompaktkameras weisen oft bei ISO 400 schon deutliche Bildfehler auf, gegen die auch die kamerainterne Rauschminderung nur wenig ausrichten kann.
Tiere, Kinder und Sportler: Wenn das Motiv nicht stillhält

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Egal, ob Sie Tiere, Kinder oder Fußballer beim Spielen fotografieren möchten: Da das betreffende Motiv kaum still hält, sind möglichst kurze Verschlusszeiten für scharfe Bilder vonnöten. Kurze Verschlusszeiten setzen jedoch ein lichtstarkes Objektiv voraus, das mindestens eine Anfangsblende von f2,8 liefert. Alternativ können Sie für eine kürzere Verschlusszeit auch die Lichtempfindlichkeit des Sensors hochsetzen – damit vergrößert sich jedoch auch die Gefahr des Bildrauschens. Um zu berechnen, welche Verschlusszeit für eine Aufnahme möglich ist, gehen Sie nach der Regel „maximale Verschlusszeit = 1/Brennweite“ vor. Bei einer Brennweite von 300 Millimetern können Sie also eine Verschlusszeit von maximal 1/300 Sekunden wählen.
Möchten Sie auf Nummer sicher gehen, setzen Sie ein Stativ oder den integrierten Bildstabilisator ein – es sei denn, Sie möchten Unschärfen als kreatives Mittel einsetzen, um etwa die Dynamik des Sports festzuhalten. Dafür können Sie beispielsweise die Kamera mit dem Motiv mitziehen. Wählen Sie dazu eine etwas längere Verschlusszeit, und bewegen Sie die Kamera während des Auslösens mit dem Motiv mit. Das Resultat dieser Technik ist ein scharfes Motiv mit fließend unscharfem Hintergrund.
Gute Food-Fotos: Kräftige Farben sollen ansprechen

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Der Bereich „Food“ stellt eine relativ neue Motivkategorie in der Fotografie dar. Zahlreiche Food-Blogs haben die Darstellung von Lebensmitteln und Gerichten zur Kunstform erhoben. Falls auch Sie unter die Food-Fotografen gehen möchten, sollten Sie für gute Food-Fotos den Makromodus verwenden, um möglichst nahe an das Motiv herangehen zu können.
Zusätzlich hilft eine hohe Farbsättigung, um ein Gericht besonders appetitlich darzustellen. Und ganz wichtig: Lassen Sie die Finger vom Blitz, es sei denn, Sie besitzen spezielles Equipment, das indirektes Blitzen erlaubt. Direkt geblitztes Essen sieht oft wenig ansprechend aus.
Gute Panorama-Fotos: Konstante Lichtverhältnisse
Ein Panoramabild ist nur so gut wie seine Einzelbilder. Daher ist es für gute Panorama-Fotos besonders wichtig, bei allen Einzelbildern möglicht identische Lichtverhältnisse zu haben. Empfehlenswert sind daher Panoramaaufnahmen um die Mittagszeit, wenn die Sonne am höchsten steht. Dadurch verhindern Sie, die Sonne einmal im Rücken zu haben und einmal direkt in die Sonne fotografieren zu müssen – was natürlich zu unterschiedlichen Lichtsituationen führt. Gleiches gilt für Wolken: Achten Sie darauf, dass Sie alle Teilbilder entweder mit oder ohne Wolke vor der Sonne machen.

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Was die Kameraeinstellungen angeht, so sollten Sie diese zwischen den Teilaufnahmen keinesfalls ändern, da sonst kein schöner Übergang zwischen den Einzelbildern möglich ist. Wählen Sie die Blende möglichst klein, um eine hohe Schärfentiefe zu erzielen. Für eine gleichmäßige Schärfe stellen Sie den Fokus auf „unendlich“.
Noch ein Hinweis zum Bildausschnitt: Vermeiden Sie dominante Objekte oder Personen im Vordergrund. Sie lenken nur vom Hauptmotiv ab. Auch Wind kann den Gesamteindruck stören, wenn sich beispielsweise die Halme einer Wiese auf dem fertigen Panoramabild in verschiedene Richtungen neigen.