Das Kürzel VHD steht für „Virtual Hard Disk“ und ist die Bezeichnung für eine virtuelle Festplatte, die sich seit Windows 7 direkt ins Betriebssystem als Laufwerk mit eigenem Laufwerksbuchstaben einbinden lässt. VHDs ähneln in ihrer Funktionsweise echten Festplatten, jedoch werden alle darauf gespeicherten Daten in einer einzigen großen Containerdatei gespeichert.
Größter Vorteil von virtualisierten Festplatten: Das Laufwerk wird von der Rechnerhardware entkoppelt. Auf diese Weise kann eine VHD-Datei beispielsweise auf verschiedenen Desktoprechnern oder Notebooks zum Einsatz kommen, leicht verschoben und gesichert sowie ohne Änderung an der Hardware hinzugefügt oder entfernt werden. Windows 7, 8.1, 10 und 11 lassen sich außerdem direkt von einer VHD-Datei aus starten, was zahlreiche praktische Einsatzmöglichkeiten bietet.
Siehe auch:
Windows-Host zum virtuellen PC machen
Virtualbox vs. Vmware vs. Hyper-V: Der beste virtuelle PC
VHD-Festplatte erstellen
Virtuelle Festplatten gibt es in zwei Varianten: Das mit Windows 7 eingeführte VHD-Format unterstützt virtuelle Laufwerke bis zu einer Größe von 2 Terabyte. Windows 8.1, 10 und 11 beherrschen auch das erweiterte VHDX-Format mit einer maximalen Größe von 64 Terabyte. Außerdem nutzt das neuere VHDX eine logische Sektorgröße von 4 KB und ist damit besser auf moderne Hardware abgestimmt, was in der Praxis leichte Tempovorteile bringt.
Das Anlegen einer VHD- oder VHDX-Platte ist in Windows 10 und 11 relativ einfach gehalten. Das notwendige Menü öffnen Sie über das Windows-Suchfeld oder die Suche in der Einstellungen-App, der Menüeintrag nennt sich „Festplattenpartitionen erstellen und formatieren“. Ein Klick darauf führt Sie zur „Datenträgerverwaltung“ – hier sind sämtliche installierten Festplatten Ihres Windows-Systems aufgeführt. Zum Erstellen einer neuen VHD-Abbilddatei wählen Sie im Menü „Aktion“ den Befehl „Virtuelle Festplatte erstellen“.

In der Datenträgerverwaltung von Windows 10 und 11 legen Sie über das Menü „Aktion“ und den Befehl „Virtuelle Festplatte erstellen“ ein VHD-Image auf der lokalen Festplatte oder im Netzwerk an.
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Speicherort: Es öffnet sich ein Dialogfenster für zusätzliche Angaben zur neuen VHD-Datei. Geben Sie bei „Speicherort“ an, auf welchem Laufwerk und in welchem Ordner Windows die Containerdatei für die virtuelle Festplatte speichern soll. Neben lokalen Laufwerken auf internen und externen Speichergeräten dürfen Sie auch eine Freigabe im Netzwerk auswählen. In das Feld darunter tippen Sie die gewünschte Größe des neuen Laufwerks ein. Im Ausklappmenü dahinter wechseln Sie hinsichtlich der Wunschgröße zwischen MB, GB und TB.
VHD-Typ: Bei „Format der virtuellen Festplatte“ markieren Sie „VHD“ oder „VHDX“ – je nachdem, welches Format Sie bevorzugen. Sofern das Laufwerk nicht unter Windows 7 zum Einsatz kommen soll, ist es empfehlenswert, dem schnelleren „VHDX“ den Vorzug zu geben.

Speicherplatz zuweisen: Wie bei einer echten Festplatte müssen virtuelle Windows-Datenträger zunächst initialisiert und danach als Laufwerk mit einem eigenen Laufwerksbuchstaben in Windows eingebunden werden.
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Speicherplatzzuweisung: Ganz unten in dem Fenster wählen Sie zwischen einer festen Größe oder einer dynamisch wachsenden VHD(X) . Letztere hat den Vorzug, dass der tatsächlich benötigte Speicherplatz auf dem Ziellaufwerk zu Beginn geringer ausfällt. Allerdings muss Windows beim Schreiben auf eine dynamisch wachsende Festplatte fortwährend die Größe der Containerdatei anpassen, wodurch Schreibzugriffe langsamer als auf einer VHD-Platte mit fester Größe ablaufen. Wenn Sie auf maximale Zugriffsgeschwindigkeit Wert legen, ist eine VHDX-Festplatte mit fester Größe ideal. Kommt es Ihnen auf eine möglichst ökonomische Speicherplatznutzung an, entscheiden Sie sich für ein dynamisches Laufwerk.
VHD(X): Die Vorteile auf einem Blick
Virtuelle Festplatten im VHD- oder im VHDX-Format bieten Ihnen eine Reihe praxisrelevanter Vorteile gegenüber konventionellen physikalischen Festplatten oder SSD-Laufwerken.
- Anpassung: Virtuelle Platten lassen sich nach Bedarf ohne Änderung an der PC-Hardware erstellen und wieder löschen.
- Flexibilität: Eine VHD-Platte lässt sich gleichzeitig auf verschiedenen PCs nutzen und individuell mit Inhalten befüllen.
- Booten: VHD-Laufwerke lassen sich zum bequemen Starten von Betriebssystemen in den Bootmanager von Windows und in Virtualisierer wie Virtualbox einbinden.
- Einbinden nach Bedarf: Sie müssen Ihre echte Platte oder SSD nicht umpartitionieren, um auf der vorhandenen Festplatte temporär oder dauerhaft ein neues Laufwerk einzurichten. Sie erstellen einfach eine neue VHD-Datei, die Sie je nach Situation und Bedarf ins System einklinken oder deaktivieren.
- Einfaches Klonen: Sie können eine VHD-Platte beliebig oft kopieren. Das macht es einfach, Laufwerke zu klonen, um so zusätzliche Laufwerke für weitere Aufgaben zu erstellen.
- Speicherplatz sparen: Dynamisch wachsende VHDs belegen zu Beginn nur einen Bruchteil ihrer Maximalgröße auf dem echten Datenträger und schonen so Speicherplatzressourcen.
- Backup: Für eine Datensicherung kopieren Sie einfach die betreffende VHD-Datei, zum Beispiel auf eine externe Festplatte.
- Direkter Hardwarezugriff: Ein Betriebssystem, das Sie in einer VHD-Datei installieren und starten, greift abgesehen von der virtuellen Festplatte direkt auf die gesamte Hardware Ihres PCs zu. Ein in Virtualbox oder Vmware eingerichtetes Betriebssystem nutzt dagegen stets nur emulierte Hardwarekomponenten vom Prozessor über den Arbeitsspeicher und die Grafikkarte bis hin zum Sound- und Netzwerkadapter – dadurch sinkt die Arbeitsgeschwindigkeit ein Stück weit.

VHDX-Format im Vorteil: VHD-Container dürfen bis zu 2 TB groß sein, das erweiterte VHD-Format VHDX erlaubt eine maximale Größe von 64 TB.
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VHD in Windows einbinden
Die im vorigen Schritt erstellte virtuelle Festplatte verhält sich wie eine normale, physikalische Festplatte – sie muss also zunächst initialisiert und im Anschluss daran als Laufwerk in Windows eingebunden werden, damit sie dann im Dateisystem zur Verfügung steht und Sie auch in Anwendungen darauf zugreifen können. Beide Aufgaben erledigen Sie wiederum in der Windows-Datenträgerverwaltung.
Als Erstes initialisieren Sie die virtuelle Datenträgerdatei. Dieser Vorgang ist wie bei einer echten Festplatte nur einmal notwendig, selbst wenn Sie die virtuelle Platte später auf anderen PCs verwenden. Klicken Sie links in der Datenträgerverwaltung mit der rechten Maustaste auf den mit einem roten Kreis gekennzeichneten neuen Datenträger, und wählen Sie „Datenträgerinitialisierung“ und im nächsten Fenster „OK“.
Nun verschwindet die rote Markierung, und Sie können Ihr virtuelles Laufwerk formatieren. Hierzu klicken Sie mit der rechten Maustaste in den rechts mit dem Hinweis „Nicht zugeordnet“ angezeigten Bereich.
Wählen Sie „Neues einfaches Volumen“ (analog zu Partitionen auf einer echten Festplatte), klicken Sie auf „Weiter“, übernehmen Sie die volle Laufwerksgröße mit „Weiter“, und wählen Sie im Anschluss daran über das angezeigte Ausklappfeld einen Laufwerksbuchstaben für die virtuelle Festplatte aus. „Weiter“ bringt Sie zum Formatierungsdialog.
Hier geben Sie hinter „Volumenbezeichnung“ den gewünschten Namen ein, unter dem das neue Laufwerk im Explorer erscheinen soll. Schließen Sie im Folgenden mit Klicks auf „Weiter“ und „Fertig stellen“ ab. Das neue Laufwerk steht Ihnen danach in Windows zur Verfügung.

VHD(X)-Datei einbinden: Über das Menü „Aktion“ in der Datenträgerverwaltung lässt sich eine virtuelle Platte auch schreibgeschützt ins Dateisystem einklinken, sodass keine Änderungen vorgenommen werden können.
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Das Laden und Entladen virtueller Festplatten im VHD(X)-Format lässt sich auch vollständig über das Kommandozeilentool Diskpart.exe durchführen. Ein Beispiel: Die beiden Befehle
select vdisk file="F:\VHD-Sammlung\firmendaten.vhd"
attach vdisk
binden die angegebene VHD mit Arbeitsdokumenten in das System ein. Ein entsprechender „Select“-Befehl, gefolgt von „Detach“ anstelle von „Attach“, hängt die virtuelle Festplatte wieder aus. Mithilfe von Diskpart ist der Umgang mit VHD-Images über Scripts steuerbar.
Virtuelle Festplatte umziehen
Einer der größten Vorteile virtueller Container-Festplatten ist die Abkopplung des Laufwerks von einem physikalischen Datenträger. So lassen sich virtuelle Platten nicht nur nach Bedarf ins System einbinden und wieder deaktivieren, sondern leicht auf ein anderes internes physikalisches Laufwerk, eine USB-Festplatte, einen USB-Stick oder ins Netzwerk verschieben oder kopieren und von dort aktivieren.
Mit einem Rechtsklick in der Datenträgerverwaltung ganz links auf die virtuelle Festplatte und den Befehl „Virtuelle Festplatte trennen“ entfernen Sie die VHD-Datei aus dem Dateisystem, ohne sie zu löschen. Das Icon von virtuellen Datenträgern hat übrigens eine andere Farbe als dasjenige von physikalischen, wodurch Sie die verschiedenen Festplatten in der Übersicht besser unterscheiden können. Getrennt lässt sich die Datei bequem auf ein anderes Speichermedium verschieben oder auf einen weiteren PC kopieren.
Um einen VHD-Datenträger in Windows einzubinden, starten Sie die Computerverwaltung, gehen dann zur „Datenträgerverwaltung“ und klicken dort auf „Aktion –› Virtuelle Festplatte anfügen“. In dem nachfolgenden Dialogfenster wählen Sie über „Durchsuchen“ die gewünschte VHD(X)-Datei mit einem Doppelklick darauf aus. Setzen Sie noch ein Häkchen vor „Schreibgeschützt“, wenn das virtuelle Laufwerk nur lesend zur Verfügung stehen soll. Mit einem Klick auf „OK“ wird es eingebunden – eventuell müssen Sie nun noch einen Laufwerksbuchstaben zuordnen.
Windows in VHD-Datei installieren
Installieren Sie Windows in einer VHD-Datei, beispielsweise Windows 11, können Sie dieses Betriebssystem parallel zu Ihrem bisherigen Hauptbetriebssystem verwenden, etwa Windows 7, 8.1 oder 10. Auf diese Weise lassen sich bequem verschiedene Windows-Versionen auf einem Rechner ohne zusätzliche Festplatte oder Virtualisierungssoftware nutzen.
Wir zeigen die VHD-Installation am Beispiel von Windows 11. Zwar lassen sich VHD-Festplattenabbilder unter jeder Edition von Windows 7, 8, 10 oder 11 erstellen, beim älteren Windows 7 können Sie allerdings lediglich die Editionen Ultimate und Enterprise daraus booten. Die entsprechende Funktion nennt sich „VHD native boot“. Mit Windows 8.1. 10 und 11 funktioniert das Booten bei allen Editionen.
Den für die Windows-Installation benötigten Setupdatenträger laden Sie in Form einer rund 5,2 GB großen ISO-Datei herunter, die Microsoft hier anbietet. Die ISO-Datei lässt sich danach einsetzen, um sie etwa auf eine DVD zu brennen oder einen USB-Stick zu schreiben und das Betriebssystem in einer VHD einzurichten.
Zur Installation des Windows-11-Downloads stecken Sie den USB-Stick am PC ein oder legen die Installations-DVD ins Laufwerk und booten Ihren Rechner neu. Drücken Sie nach Aufforderung am Bildschirm eine beliebige Taste zum Start von der Setup-DVD oder dem Stick.
VHD-Installationsziel einrichten
Die auf dem Bildschirm angezeigten Sprach- und Tastatureinstellungen bestätigen Sie noch mit „Weiter“, in der Folge jedoch drücken Sie nicht (!) „Jetzt installieren“, sondern nutzen die Tastenkombination Umschalt-F10. Es öffnet sich das Kommandozeilenfenster, in das Sie
diskpart
eintippen und mit Enter bestätigen. Im nächsten Schritt listen Sie mit dem Befehl
list volume
die bestehenden Partitionen auf; Diskpart zeigt Ihnen hierbei die gleichen Bezeichnungen und Laufwerksbuchstaben an wie das installierte Windows auch.
Um eine virtuelle Festplatte zu erstellen, tippen Sie einfach den Befehl
create vdisk file=c:\windows11.vhd maximum=20000
ein und drücken wieder auf Enter. Das Laufwerk „c:“ steht im Beispiel für die Systempartition, die „20000“ für eine 20 GB große VHD-Datei. Die Angaben können Sie ändern. Warten Sie, bis das Laufwerk erstellt ist. Mit den beiden Befehlen
select vdisk file=c:\windows11.vhd
und
attach vdisk
stellen Sie nunmehr diese VHD-Datei für das neue Windows 11 als Installationsziel zur Verfügung. Schließen Sie das Kommandozeilenfenster durch zweimaliges Eintippen des Befehls
exit
jeweils bestätigt mit der Eingabetaste. Starten Sie das Windows-Setup mit einem Klick auf „Jetzt installieren“, wählen Sie danach als Option „Benutzerdefiniert …“, und scrollen Sie zum „Nicht zugewiesenen Speicherplatz“. Hier klicken Sie auf „Neu –› Übernehmen –› Ja“, markieren die neu erstellte Partition und fahren mit einem Klick auf die Schaltfläche „Weiter“ fort. Windows 11 installiert sich daraufhin wie jede andere Version des Betriebssystems auf dem zuvor angelegten virtuellen Laufwerk.
System aus Image starten

Bootmanager: Beim Start des Rechners erscheint neben der bereits vorhandenen Windows- Version auch das in der VHD-Datei installierte Windows 11.
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Ist alles aufgespielt, bietet der Bootmanager von Windows bei jedem Neustart das bisherige und das neue Betriebssystem zur Auswahl. Über „Standardeinstellungen ändern oder andere Optionen wählen“ im Bootmanager können Sie einstellen, welches Betriebssystem Ihr Rechner standardmäßig startet, falls Sie keine Taste drücken. Wenn Sie Windows 11 verwenden, bildet die virtuelle Festplatte das Systemlaufwerk „C:“, die ursprüngliche Windows-Partition bekommt einen neuen Buchstaben (meist „D:“).
Im umgekehrten Fall können Sie das Windows-11-Laufwerk in der Datenträgerverwaltung, die Sie mit dem diskmgmt.msc-Befehl in der Ausführen-Zeile von Windows 7, 8.1 oder 10 öffnen (Windows-Taste und R) und über „Aktion –› Virtuelle Festplatte anfügen“ als gewöhnliche Partition einbinden. Sie erscheint danach als zusätzliches Laufwerk im Windows-Explorer.
Festplatte oder SSD in VHD(X) umwandeln
Eine Alternative zum Erstellen einer neuen VHD-Datei bietet die Konvertierung eines bereits vorhandenen Laufwerks.
Beim Konvertieren von Platten hilft beispielsweise das Programm Disk2vhd. Das kostenlose Tool ist in der Lage, vorhandene Partitionen einschließlich aller Laufwerksinhalte in eine VHD-Datei umzuwandeln.
Eine weitere Möglichkeit: Erstellen Sie virtuelle Platten mit der Systemabbildsicherung in Windows 10 oder 11. Sichern Sie damit Ihren Rechner, erhalten Sie eine VHDX-Sicherungsdatei. Sie finden die Funktion in der Systemsteuerung unter „Sichern und Wiederherstellen“. Klicken Sie in der linken Spalte auf den Eintrag „Systemabbild erstellen“.
Im folgenden Fenster wählen Sie das Ziellaufwerk aus. Einen Zielordner können Sie hier nicht angeben, Windows legt die Systemabbilder auf dem Sicherungslaufwerk grundsätzlich im Ordner „Windows-Image Backup“ ab. Die einzelnen Partitionen Ihres Systems werden als separate Images mit der Dateiendung VHDX gespeichert.
Nach Abschluss der Sicherung lassen sich die Sicherungsdateien über die Datenträgerverwaltung unter „Aktion –› Virtuelle Festplatte anfügen“ aus dem Ordner „WindowsImageBackup“ öffnen. Diese finden sich jeweils im ersten Unterordner. Auch Image-Backup-Tools wie O&O Diskimage und Acronis Trueimage können VHD-Dateien erzeugen.