“Deutsche Spieleentwickler kämpfen in erster Linie gegen große Konzerne wie Ubisoft oder Electronic Arts und damit letztlich gegen feste Strukturen. Insofern sind staatliche Gelder als Förderungen für Blockbuster innovationsbezogen nur wenig sinnvoll”, unterstreicht Steffen P. Walz, Games-Berater und Geschäftsführer der Firma sreee , gegenüber pressetext. Dem Brancheninsider nach ist das Förder-Gießkannenprinzip gerade in Deutschland der falsche Weg. Somit würden Innovationen vielerorts bereits im Keim erstickt.
Die Debatte wird auch in Großbritannien heftig diskutiert. Einem Bericht der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung nach wird dort bereits die Einführung einer 20-prozentigen sogenannten Produktionssteuergutschrift für Entwickler gefordert. Zeitgleich wird aber auch die Ausbildung von Berufen im Spielesektor scharf kritisiert. So würden viele Universitäten die Absolventen nicht richtig unterstützen. Werden diese Probleme nicht gelöst, dann blickt die Spieleindustrie Großbritanniens einer düsteren Zeit entgegen, lässt sich Entwickler Ian Livingstone zitieren.
“Was gerade kleine Entwickler-Start-ups nötig haben, sind Experten aus der Branche, die die eingereichten Projekte neutral und auf deren potenzielle Innovationsstärke beurteilen”, fordert Walz. Förderungen seien in vielen Unternehmen daher über mehrere Stationen in nachhaltiger Weise umzusetzen. Zudem sei es wichtig, diesen Prozess durch Fachleute begleiten zu lassen. Unterdessen hat der britische Finanzminister Alistair Darling seinen aktuellen Haushaltsplan vorgestellt, der steuerliche Entwicklungsförderung von kulturell wertvollen Spielen vorsieht.
Aber auch hierzulande zeichnet der Deutsche Computerspielpreis kulturell wertvolle Games aus. Dabei hält man sich aber von kritischen Spielen oder Themen fern, die erst ab 18 Jahren verkauft werden dürfen. Laut dem früheren Vize-Präsidenten von International Nickelodeon & Viacom Consumer Products, Arwed-Ralf Grenzbach, ist die Entwicklerszene Deutschlands weitgehend untergraben. Zwar hätten deutsche Entwickler von Online- und Browser-Spielen Erfolg. Auf dem internationalen Konsolenmarkt seien die Entwicklungen jedoch Außenseiter.
“Förderungen sollten sich jedoch auch auf Entwicklerstudios konzentrieren, die eingetretene Pfade verlassen wollen und an die Zukunft denken. Gerade bei der Entwicklung sollte man stets auch mitdenken, auf welche Weise sich Games in einen anderen Kontext setzen lassen”, sagt Walz im pressetext-Gespräch. England ist hingegen längst nicht das einzige Land, in dem man Entwicklern steuerliche Unterstützung bietet. Auch in Kanada und im US-Bundesstaat Louisiana wurde das Steuersystem geändert. Ob Deutschland in dem Maße folgt, bleibt abzuwarten.
(pte)