Die Mechanik im Fahrzeug tritt immer mehr in den Hintergrund. Das Auto entwickelt sich zum fahrbaren Computer – sogar zum beweglichen Rechenzentrum. In ihm arbeiten Dutzende von Mikroprozessoren, die ähnlich wie die heimischen Rechner vernetzt sind. Konnte ein guter Meister am Klang hören, was dem Motor fehlte, benutzt sein junger Kollege dazu nun ein Diagnosegerät, das er an die Serviceschnittstelle anschließt, um den Fehlerspeicher auszulesen. Genau das können Sie jetzt auch. Dazu benötigen Sie ein Lesegerät oder einen Adapter mit der passenden Software. Bis zur Einführung des Katalysators waren die meisten Fahrzeuge „analog“. Das einzig Digitale war das nachgerüstete CD-Autoradio.

Doch nicht nur Navi und Autoradios sind jetzt digital, die Steuerung grundlegender Funktionen des Autos ist es auch. So erfolgt die Steuerung der Abgasreinigungsanlage nur noch computergestützt. Für die Wartung dieser Systeme müssen seit 2001 alle neuen Fahrzeuge über eine OBD-II-Serviceschnittstelle verfügen – bei Dieselfahrzeugen hatten die Hersteller Zeit bis 2004. Die Bezeichnung OBD steht für On-Board-Diagnose. Zwar haben sich die Automobilhersteller leider nicht auf einen einheitlichen Stecker geeinigt, doch kommen glücklicherweise hauptsächlich zwei Buchsen vor: eine kleine quadratische und eine längliche. Sie finden diese Buchse meistens im Fahrgastraum. Oft befindet sie sich geschützt im Sicherungskasten oder in der Nähe der Relais. In Ihrer Bedienungsanleitung stehen Angaben zum Ort dieser Buchse.
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Moderne Computertechnik im Auto In der Vergangenheit waren die Steuergeräte mit eigenen Leitungen verbunden. Da elektrische Steckverbindungen jedoch die Hauptfehlerquelle im Auto waren und immer mehr solcher Verbindungen durch die steigende Zahl an Geräten erforderlich wurden, führte die Automobilindustrie den CAN-Bus ein. CAN steht für Controller Area Network. Der CAN-Bus übernimmt die Aufgabe der Vernetzung zwischen den Steuergeräten. Eine ähnliche Funktion hat das LAN mit seinen Ethernet-Kabeln bei PCs. Die Buchse der OBD-II-Serviceschnittstelle ist an den CAN-Bus des Fahrzeugs angeschlossen.

Ähnlich wie die Freigabe von Druckern und Netzwerklaufwerken unter Windows erhalten Sie über die OBD-II-Schnittstelle Zugriff auf die Steuergeräte. Daneben gibt es noch eine zweite Art des Zugriffs, die Remote-Freigabe. Auch hier gibt es mit der Fernsteuerung durch VNC, Teamviewer oder RDP eine Analogie zur Welt der PCs, wo Sie über ein Netzwerk einen weiteren PC aus der Ferne steuern können. Im Automobilumfeld arbeitet beispielsweise die Klimaanlage per Fernsteuerung. Wenn Sie die Klimaanlage auf 20 Grad Celsius einstellen, wird das zunächst in eine Netzwerknachricht umgewandelt und über die Leitungen des CAN-Busses an das Steuergerät der Klimaanlage geschickt, bevor Letztere den Wagen entsprechend herunterkühlt. Sie bedienen die Klimaanlage sozusagen aus der Ferne.
Sie können mit einem Lesegerät, einem Laptop, spezieller Software oder einem OBD-II- Adapter Status- und Fehlermeldungen über die OBD-II-Schnittstelle aus den Steuergeräten auslesen. Wir stellen Ihnen beispielhaft eine Anwendung für VW und deren Marken wie Skoda und Seat vor. Sie kann aber mehr, als nur Informationen auslesen. Mit ihr können Sie auch in einzelne Steuergeräte eingreifen. Beachten Sie aber bitte, dass dieser Systemeingriff wie jeder andere auch Garantieansprüche verletzen kann. Um etwa der Werkstatt auf die Finger zu sehen, verschaffen Sie sich als Erstes einen Mitschnitt der Fehler, die die Bordelektronik gespeichert hat, löschen diese aber nicht. Anschließend bringen Sie Ihr Fahrzeug wie geplant in die Werkstatt. Die Mitarbeiter dort machen dann dasselbe, sie lesen die Fehler aus und analysieren die Meldungen. Darunter gibt es einfache Meldungen, wie „die Bremsbelege sind abgenutzt“, aber auch ganze Fehlerketten.
Hier findet die Werkstatt die relevante Meldung und tauscht genau das richtige Teil aus. Nach dem Tausch wird der Fehlerspeicher gelöscht und der Wagen Probe gefahren. Ist der Fehler behoben, bleibt der Speicher leer. Hat die Werkstatt eine falsche Diagnose gestellt und die falsche Reparatur durchgeführt, führt sie einen neuen Versuch durch. So dauert die Reparatur möglicherweise lange und die Kosten können explodieren. Zum Schluss sollten keine Fehlermeldungen mehr vorhanden sein. Natürlich kann die Werkstatt den Fehlerspeicher auch ohne Reparatur löschen, doch dann taucht derselbe Fehler später wieder im Speicher auf. Wenn Sie also die Fehlermeldungen vor und nach der Reparatur vergleichen, können Sie aus den beiden Datensätzen auf Fehler in der Reparatur schließen. Mit diesen Daten haben Sie die Möglichkeit, gezielter zu reklamieren und eine Nachbesserung der Reparatur zu verlangen.
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Finden Sie heraus, was an Ihrem Auto defekt ist Wie kommen Sie nun an die Fehlermeldungen? Einerseits haben Sie die Möglichkeit, eine andere Werkstatt aufzusuchen und sich die Fehlermeldung ausdrucken zu lassen, was als Dienstleistung jeweils 20 Euro kostet und vor und nach einer Reparatur anfällt. Sie können auch selbst handeln und entweder ein Lesegerät kaufen oder den Fehlerspeicher mit Hilfe eines Adapters, eines Laptops und der passenden Software auslesen. Entsprechende Lesegeräte sind ab circa 20 bis 30 Euro erhältlich. Die Mehrzahl der Lesegeräte kann aufgrund einer Normung der Protokolle und der Datenformate verschiedene Fahrzeuge auslesen. Die Fahrzeughersteller dürfen allerdings den Funktionsumfang gegenüber der Norm deutlich erweitern. Daher empfehlen wir, beim Kauf eines Adapters auf die Kompatibilität zu Ihrem Fahrzeug zu achten. Wenn Sie in der Auseinandersetzung mit Ihrer Werkstatt auf Nummer sicher gehen wollen, raten wir zur Hinzuziehung eines neutralen Zeugen beim Auslesen der Fehlermeldungen.

Eleganter geht es jedoch mit Hilfe des eigenen Laptops, der passenden Software sowie einem Adapter . Die Lösung hängt jeweils vom Fahrzeug ab: Für VW gibt es sie etwa inklusive CAN-Interface und Hardware-Dongle zu Preisen ab 299 Euro. Am Beispiel eines VW-Caddy III zeigen wir, wie Sie Fahrzeugdaten mittels der Software VCDS auslesen können. Dazu benötigen Sie kein besonders leistungsfähiges Notebook – selbst ein älteres Gerät mit Windows 2000 reicht dafür aus. Ein normaler PC ist grundsätzlich auch geeignet. Die Installation ist einfach und besteht aus zwei Teilen: dem Programmpaket und dem Treiber für den Adapter. Beides installieren Sie zusammen. Gegenwärtig erhalten Sie zumeist USB-Adapter, die Sie während der Installation noch nicht anschließen.
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Nach erfolgreicher Installation stecken Sie den Adapter zuerst in das Fahrzeug, weil er von hier seinen Betriebsstrom bezieht. Anschließend verbinden Sie den Adapter mit dem USB-Anschluss Ihres Notebooks. Der Treiber wird dann für den USB-Adapter automatisch aktiviert. Möglicherweise müssen Sie Ihren Rechner danach neu booten. Daraufhin starten Sie das Programm VCDS, das derzeit in der Version MFT 11.11.3 vorliegt. Wenn Sie Ihr Notebook mit dem Internet verbunden haben, sucht die Software automatisch nach Updates, ohne dass das eigentliche Programm ausgeführt wird. Durch den schnellen Modellwechsel stehen regelmäßig kostenfreie Updates zur Verfügung.
Die VCDS-Software selbst ist klar und einfach gehalten. Sie können mit ihr den Fehlerspeicher Ihres Autos auslesen und die Einstellungen der einzelnen Fahrzeugkomponenten ändern. Letzteres ist aber nur für Profis geeignet, denn versehentlich falsche Einstellungen können die Sicherheit des Fahrzeuges beeinträchtigen. Ein versehentlich abgestellter Airbag ist lebensgefährlich. Sie sollten vor Veränderungen also wissen, was Sie tun.
Schritt 1: Für das Auslesen der Fehler wählen Sie als Nächstes „Auto-Scan“. Sie beginnen mit der Auswahl des Fahrzeugtyps. Sollten Sie sich in diesem Punkt nicht sicher sein, belassen Sie die Auswahl auf „Automatisch“. Nach dem Start sucht das Programm sämtliche Steuergeräte ab, wobei es bei einigen zu Fehlermeldungen kommt. In diesem Fall bestätigen Sie die Meldung einfach mit „OK“, und der Scan geht weiter. Wenn Sie in die „verschlossenen“ Steuergeräte Einblick erhalten wollen, sollten Sie sich registrieren lassen. Dass diese Geräte verschlossen sind, hat einen guten Grund, denn hier lassen sich sicherheitsrelevante Einstellungen ändern.
Schritt 2: Zum Schluss des Vorgangs erhalten Sie eine Liste, die Sie als Textdatei abspeichern oder ausdrucken können. Die Software erhält von den Steuergeräten nur die Fehlercodes. Sie macht daraus einen lesbaren Text, aber ohne Mechatroniker-Kenntnisse ist dieser schwer verständlich. Die Dauer des Scans richtet sich nach der Anzahl der Steuergeräte und kann eine Weile in Anspruch nehmen.

Schritt 3: Eine ausgefallene Scheinwerferlampe führt zu einer Fehlermeldung. Selbst wenn Sie die Lampe wechseln und die Signal-LED im Armaturenbrett erlischt, bleibt der Fehler in der Fehlerliste. Unter „Anwendungen“ finden Sie eine Option zum Löschen des Fehlerspeichers. Nach dem Tausch der Lampe und dem Löschen des Fehlerspeichers sind dann die Steuergeräte wieder auf null gesetzt. Der Button „Service-Rückstellung“ sollte mit Vorsicht behandelt werden, es könnten die Inspektionsintervalle durcheinandergeraten. Mit der OBD-II-Option lassen sich auch Fahrzeuge auslesen, die nicht aus der VW-Gruppe stammen. Hierzu benötigen Sie einen intelligenten Adapter, der nicht zum normalen Lieferumfang der Software gehört.
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Schritt 4: Im Gegensatz zum Auslesen der Fehlercodes ist die Veränderung der Einstellungen komplexer. Unter „Steuergeräte-Auswahl“ verbergen sich die vielen Steuergeräte, die in Ihrem Auto eingebaut sein können. Nach der Auswahl der Gruppe von Steuerungsgeräten können Sie die Einstellungen an einzelnen Einheiten vornehmen.
Hier ist Vorsicht geboten, da sich die Einstellungen nicht in einem Schritt vornehmen lassen. Die Geräte werden durch spezielle Zahlencodes gesteuert. Die Software übermittelt sie in einem Block an die jeweilige Einheit. Zum Aktivieren bestimmter Funktionen kann es nötig sein, mehrere Steuergeräte anzusprechen. Für alle anderen Funktionen wie den Transportmodus sollte man zuerst das Handbuch der Software zu Rate ziehen. Übrigens: Möchten Sie die Funktion der Software testen, bevor Sie den Adapter kaufen, können Sie sie beim Hersteller herunterladen. Weitere Informationen finden Sie auch im Vag com-Forum .