In den USA haben die Anwender, wenn es um Musik-Downloads geht, die Qual der Wahl. Diverse Anbieter tummeln sich auf dem Markt und sorgen so für Konkurrenz und attraktive Download-Angebote. In Europa ist die Auswahl dagegen noch dürftig. Das soll sich aber noch in diesem Jahr ändern. Alle großen US-Anbieter von Online-Musikdownloads kündigten auf der Musikmesse Midem in Cannes an, dass sie derzeit unter Hochdruck den Start ihrer Angebote auf dem europäischen Markt vorbereiten.
Die Gründe, warum iTunes, Napster & Co. derzeit nur in den USA erreichbar sind, sind vielfältig. Auf der Midem zeigten sich aber alle Unternehmen zuversichtlich, dass die Hürden schon in den kommenden Monaten überwunden und ihre Dienste dann online gehen könnten.
Europa ist nach den USA der zweitgrößte Musikmarkt und erwirtschaftet einen Gesamtumsatz von rund neun Milliarden Euro. Läppisch fallen dagegen die durch Online-Musikdownloads erzeugten Umsätze im Jahr 2003 in Europa aus: 24 Millionen Euro.
Wie die New York Times in ihrer aktuellen Ausgabe berichtet, liegen die Probleme, mit denen derzeit die US-Onlinemusik-Anbieter in Europa zu kämpfen haben, unter anderen in den sprachlichen und kulturellen Barrieren. Außerdem seien PCs und Breitband-Verbindungen in Europa noch nicht so weit verbreitet, wie in den USA.
Sony will seinen auf “Connect” getauften Service noch im Frühling in den USA, Asien und Europa starten. Bei Realnetworks liegen ähnliche Pläne für den Rhapsody-Dienst vor. Genaue Termine gibt es allerdings noch nicht.
Eddy Cue von Apples iTunes wollte ebenfalls noch keinen genauen Starttermin nennen, kündigte aber an, dass es noch in diesem Jahr geschehen werde. “Verschiedene Preise in verschiedenen Ländern und verschiedene Veröffentlichungstermine. Es gibt noch einige Hindernisse. Sie sind aber nicht unüberwindbar”, sagte Cue auf der Midem.
Chris Gorog von Roxios Napster äußerte sich ähnlich, kündigte aber ebenfalls an, dass Napster noch in diesem Jahr in Europa verfügbar sein werde. Ziel sei es, genauso wie in den USA, auch in Europa mit rund 500.000 Titeln an den Start zu gehen. Hauptproblem derzeit sei es, die Rechte für das Anbieten der Musik-Downloads zu erhalten. Dazu müssten Vereinbarungen mit jeder Plattenfirma in jedem europäischen Land getroffen werden.
Weitere Probleme bestünden auch mit der Bezahlung der Titel. Für alle europäischen Länder müssten verschiedene Modelle gefunden werden, die es den Musikliebhabern ermöglichen, die Titel bezahlen zu können. So sei beispielsweise die Zahlung mit der “Carte Bleu” in Frankreich sehr beliebt, aber nur französische Banken unterstützen sie auch. OD2, eine Firma, die sich bereits seit einiger Zeit mit Online-Musikdownloads in Europa beschäftigt und deren Miteigentümer Peter Gabriel ist, berücksichtigt insgesamt sechs Preissysteme und 13 Bezahl-Mechanismen.
Napster stellt Weichen für Europa-Start (PC-WELT Online, 19.01.2004)