Die erste soziale Netzwerkseite war SixDegrees.com, der 1997 online gestellt. Fünf Jahre später öffnete Friendster.com seine Pforten. Dies hat dazu geführt, dass soziale Netzwerke, wie MySpace und Facebook gegründet wurden.
Aber schon vor dieser Zeit haben die Leute Computer genutzt, um zu kommunizieren, aber nicht auf die Art und Weise, wie wir es von den heutigen sozialen Netzwerken gewohnt sind. In manchen Fällen war das soziale Netzwerk nicht mehr als ein einzelner Computer, der von Menschen zu unterschiedlichen Zeiten genutzt wurde. Eine Person hatte eine Nachricht am Morgen auf dem Rechner hinterlassen, während die andere Person diese erst am Nachmittag gelesen hat.
Da die sozialen Netzwerkseiten ein ziemlich neues Phänomen sind, haben wir uns dazu entschlossen noch ein wenig tiefer in der Vergangenheit zu stöbern, um die Entwicklung der sozialen Netzwerke besser untersuchen zu können. Als Eingangsfrage müssen wir zunächst klären, was denn ein soziales Netzwerk überhaupt ist. Wir haben es für diesen Ratgeber als losen Verbund aus Computern definiert, der zwischen unterschiedlichen Benutzerkonten oder Profilen unterscheiden kann und der es den Mitgliedern ermöglicht miteinander zu kommunizieren. In den letzten Jahren hat sich der Ausdruck „soziales Netzwerk” weiterentwickelt, sodass es nun wesentlich mehr bedeutet. Wenn wir die oben genannte Definition verwenden, werden Sie sehen, dass solche Services schon sehr lange existieren.
Berkeley Community Memory (1972)
Das weltweit erste computergesteuerte schwarze Brett funktionierte eigentlich wie ein gewöhnliches schwarzes Brett: Sie konnten darauf Nachrichten hinterlassen und nur die Leute, die davor standen, konnten diese auch lesen.
Die Erfinder Efrem Lipkin, Mark Szpakowski und Lee Felsenstein nannten dieses schwarze Brett „Community Memory”. Die Nutzer konnten sich vor einen ASR-33 Fernschreiber setzen, der sich in Leopold’s Records in Berkeley, Kalifornien befand. Dort konnten sie einen Text eintippen oder eine Nachricht lesen, die eine andere Person dort hinterlassen hatte. Die ersten Einträge befassten sich mit der Herstellung von Ethanol, Taxi-Werbung und Fragen wie „Wo kann ich die besten Bagels in Berkeley kaufen”.
Der Fernschreiber war mit ferngesteuerten XDS-940 Time-Sharing-Computern in San Francisco verbunden, die mit normaler Software ausgestattet waren. Und das, obwohl die Nachrichten auf die Leser beschränkt waren, die das Terminal in Berkeley verwendeten.
PLATO IV (1972)
PLATO (Programmed Logic for Automated Teaching Operations) wurde bereits Anfang 1960er als Plattform für Leute gebaut, die aus der Ferne mittels eines Computers lernen wollten. Aber keine Schule ist komplett ohne Schüler, die über deren Fächer und Lehrer meckern. Deswegen führte die vierte Auflage des PLATO-Projektes, die 1972 veröffentlicht wurde, zum ersten online Nachrichten-Brett. PLATO Notes und das erste Multi-Nutzer-Chat-System wurden 1973 veröffentlicht. Dank dieser Innovationen war PLATO eine gute Vorlage für die heutigen, modernen computergestützten sozialen Netzwerke. PLATO war unseren heutigen Netzwerken nicht unähnlich.
Honk (1976)
1976 haben zwei Studenten an der Kansas Universität ein frühes schwarzes Brett für die Computer der Universität entwickelt. Das Programm von John Borak und Alexander Barket, nannten sie „Honk”. Im Grunde genommen arbeitete es genauso wie Community Memory, sodass die Nutzer auch hier die Nachrichten anderer lesen und selbst welche verfassen konnten. Diese Leute mussten sich in unmittelbarer Nähe befinden, denn es war auf die Honeywell Computer der Universität beschränkt.
Computerized Bulletin Board System (1978)
Im Januar 1978 hat Ward Christensen das erste einwählbare schwarze Brett erstellt, das CBBS. Es lief auf einem gewöhnlichen S-100-Bus, das von Christensens Freund, Randy Suess, zusammengebaut wurde. Die zwei entwickelten ein System, sodass sich jeder mit einem Computer und einem Modem einwählen und zum BBS verbinden konnte. Die Einwahl sowie das Verfassen und Lesen von Nachrichten geschah über normale Telefonleitungen. Da sich damit vor allem Computer-Enthusiasten befassten, wurden hauptsächlich Computerthemen besprochen. Das Konzept kam gut an und wurde zu einem Hobby von vielen Leuten. Das Maximum an Nutzerzahlen erreichte die BBS-Scene Mitte 1990er, bevor das Internet ihm die Show stahl.
CompuServe Information Service (1979)
Die ersten zwei kundenorientierten Online-Dienstleistungen „The Source” und „CompuServe Information Service” starteten 1979. CompuServe bot den Nutzern Online-Nachrichten, Einkaufsmöglichkeiten, Lexika, Datenbanken, E-Mails und Nachrichten-Wände an. 1980 veröffentlichte CompuServe den CB Simulator. Es war der erste landesweite Online-Chat-Service. Im Prinzip funktionierte es genauso wie der Internet Relay Chat , der acht Jahre später veröffentlicht wurde.
Von den beiden Services, die 1979 veröffentlicht wurden, überlebte CompuServe länger und wurde später Teil von AOL. Heutzutage existiert CompuServe nur noch als Internetanbieter und hat kaum noch etwas mit dem ursprünglichen CompuServe gemeinsam.
Usenet (1980)
Usenet ermöglichte es den Nutzern auf verschiedenen Systemen über das Netzwerk öffentlich zu kommunizieren, wobei die Nachrichten in themenspezifischen Nachrichtengruppen veröffentlicht wurden. Tom Truscott und Jim Ellis erstellten Usenet an der Duke University und haben es über das ARPANET auf andere Rechner verteilt. Jedes Thema konnte als Diskussionsgrundlage bei Usenet verwendet werden, sodass über Filme, Politik, Religion und später auch Drogen, Sex und Pornografie geschrieben wurde. Usenet ist schnell gewachsen und war eines der beliebtesten Nachrichtensysteme in der frühen Internetphase, in den 1990ern. Das Usenet existiert auch heute noch, ist aber deutlich weniger bekannt als das World Wide Web, das viele Internetnutzer mit dem Internet gleichsetzen, obwohl es nur ein – zugegebenermaßen sehr bekannter – Teil des Internets ist.
American People/Link (1984)
American People/Link bot unterschiedliche Services, wie Online-Nachrichten, E-Mail und Live-Chats über ein System an, dass dem landesweiten Einwahlnetzwerk BBS ähnelte. Im Jahr 1985 hat APL eine gedruckte Werbekampagne gestartet, die People/Link als einen Online-Dating-Service angepriesen hat. Das war zu der Zeit eine vollkommen neue Idee. Während der Hochphase Ende der 1980er hatte APL etwa 5000 Mitglieder. Es wurde 1991 geschlossen.
Quantum Link (1985)
Das mächtige AOL hat seinen Start Quantum Link (oder kurz Q-Link genannt) zu verdanken. 1985 war es ein Einwahl-Online-Service für Commodore 64-Computer. Es bot ähnliche Funktionen, wie das damalige CompuServe an. Bei Quantum Link gab es Nachrichten-Wände, Nachrichten, Einkaufsmöglichkeiten, Datei-Downloads und Chat-Möglichkeiten. Es gab sogar Online-Spiele für mehrere Nutzer. Außerdem was es das Heim von „Habitat”, einem frühen Experiment mit virtuellen Online-Welten. Der Service hat seinen Namen 1991 zu America Online geändert und anschließend, im Jahr 1995 die Unterstützung der Commodore Computer eingestellt.
Prodigy (1988)
Prodigy begann sein Leben Anfang der 1980er unter dem Namen „Trintex”. Es war ein Vorläufer des Bildschirmtext -Services. Hierbei handelt es sich um ein einwählbares Informationssystem, das Vektor-Grafiken nutzt, um visuell ansprechende Präsentationen auf dem Bildschirm darzustellen. Als Prodigy 1988 der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt wurde, sollte es der erste Onlineservice für Endkunden mit einem IBM-PC mit grafischer Benutzeroberfläche sein. Die Konkurrenz CompuServe nutzte nur eine Kommandozeilen-Benutzeroberfläche.
Prodigy bot Services an, die jenen von AOL und CompuServe ähnelten. Auch hier konnten Sie Einkäufe tätigen, chatten, Nachrichten und E-Mails versenden und sogar Spiele spielen. Ein bekanntes Spiel ist MadMaze. 1996 wurde Prodigy zu einem Internetanbieter, der 1999 jedoch geschlossen wurde.
Letztendlich machte das Internet und die E-Mails die frühen sozialen Netzwerke überflüssig. Aber mit dem erstaunlichen Erfolg von Facebook, Twitter und LinkedIn wurde bewiesen, dass sich die Menschen immer noch über das Internet austauschen möchten.
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