Ihr Linux ist installiert. Nun geht es um fundamentale Einstellungen und um eine erste Orientierung. Dieser Beitrag bespricht keine optionalen Nettigkeiten an der Oberfläche, sondern wirklich entscheidende Einrichtungspflichten.

Ein betriebsbereites Linux, das Sie nach Anmeldung auf die Bedienoberfläche befördert, ist noch nicht komplett eingerichtet. Der Linux-Alltag kann erst beginnen, wenn die folgenden Pflichten abgearbeitet sind.
Ein Benutzer, der alles darf
Zunächst scheint es Ihnen vermutlich nachrangig, dass es sich bei Linux um ein Multiusersystem handelt. Doch ist ein grundsätzliches Verständnis über die eigenen Rechte wichtig, denn für alle fundamentalen Aufgaben wie Installationen, Aktualisierung, Netzwerkeinstellungen oder Treibereinrichtung benötigen Sie administrative (root-)Rechte. Und genau genommen besitzen Sie diese nicht. Die von uns empfohlenen Ubuntu-Systeme (inklusive Linux Mint ) regeln dies allerdings so, dass Sie die fehlenden Rechte nicht wirklich bemerken: Der bei der Installation eingerichtete Erstbenutzer darf jederzeit root-Recht erlangen. Bei allen systemübergreifenden Aktionen erscheint eine Abfrage Ihres Benutzerkennworts, mit dem Sie vorübergehend root-Recht erhalten. Im Terminal müssen Sie den Kontenwechsel durch vorangestelltes sudo [Befehl] explizit anfordern.
Das Privileg, mit sudo in das root-Konto wechseln zu dürfen, ist nicht selbstverständlich: Der Erstbenutzer erhält es ab Installation, später hinzugefügte Konten hingegen nicht (beziehungsweise nur dann, wenn man es ihnen manuell zuweist).
Während Ubuntu & Co. diesen Kontenwechsel ab Installation bieten, wird dieses Wissen spätestens dann wichtig, wenn Sie andere Linux-Systeme nutzen, die bei der Installation nur ein root-Konto oder ein root-Konto plus ein eingeschränktes Benutzerkonto einrichten. Da Sie – aus Sicherheitsgründen – nicht dauerhaft als root arbeiten sollten, müssen Sie (als root) einem Benutzerkonto manuell das sudo-Privileg zuweisen – etwa mit usermod -aG sudo sepp. Danach darf „sepp“ genau wie unter Ubuntu & Co. mit sudo Software installieren, Einstellungen ändern und in alle Ordner spazieren.
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Paketquellen und Aktualisierung
Ein neuinstalliertes Linux weiß zunächst nichts von seinen Softwarequellen, die es für Installationen und Updates benötigt. Daher gehört – am einfachsten im Terminal – das Einlesen der Paketquellen (Debian/Ubuntu-Systeme) zu den ersten Aufgaben:
sudo apt update
Danach kann ein Debian/Ubuntu mit
sudo apt upgrade
auf den aktuellsten Stand gebracht werden. Ab sofort ist dann die Installation zusätzlicher Software möglich (siehe dazu den nachfolgenden Beitrag). Im weiteren Alltag sorgt das System über die „Aktualisierungsverwaltung“ automatisch dafür, dass mindestens die Sicherheitsupdates regelmäßig eingepflegt werden. In Desktopsystemen wie Ubuntu und Mint gibt es jeweils genauere Optionen, wie sich das System bei Updates oder Systemupgrades verhalten soll.
Beispiel Ubuntu: Unter „Systemeinstellungen -> Anwendungen & Aktualisierungen -> Aktualisierungen“ definieren Sie detailliert, wie häufig nach welchen Updates gesucht wird und ob diese vollautomatisch oder erst nach Ihrer Bestätigung installiert werden. Fundamental sind nur die „Sicherheitsaktualisierungen“.
Wenn Sie eine Ubuntu-Langzeitversion nutzen (aktuell 16.04.1 LTS), sollten Sie sich nur über „Langzeitunterstützungsversionen“ informieren lassen. Dann kommen Sie erst gar nicht in die Gefahr, versehentlich eine Zwischenversion (aktuell etwa 16.10) mit nur neun Monaten Support zu installieren.
Beispiel Mint: Unter „Systemverwaltung -> Aktualisierungsverwaltung“ gibt es eine Basiskonfiguration für Updates. Voreingestellt ist „Stabilität und Sicherheit optimieren“ (geprüfte Updates). Es gibt auch die irreführend formulierte vorsichtige Option „Meinen Rechner nicht beschädigen“, die kritische Systemkomponenten niemals aktualisiert. „Immer alles aktualisieren“ installiert hingegen alle Updates, was dem Terminalbefehl sudo apt upgrade entspricht.
Bei schnellen Internetzugängen kann es sich lohnen, den schnellsten verfügbaren Server für die Updates zu definieren. Unter Ubuntu klicken Sie unter „Anwendungen & Aktualisierungen“ auf den eingestellten Server neben „Herunterladen von:“. Über „Andere… -> Besten Server auswählen“ findet das Ubuntu-System den aktuell schnellsten. Unter Linux Mint verwenden Sie „Software-Paketquellen -> Offizielle Paketquelle“ und klicken jeweils bei „Haupt“ (Mint-Pakete) und „Basis“ (Ubuntu-Repositories) auf die Auswahlliste. Mint ermittelt dann in der Übersicht der verfügbaren Spiegelserver den aktuell schnellsten.
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System, Hardware und Netzwerk
Sprachunterstützung: Bei der Installation legen Sie zwar die Sprache „Deutsch“ und die Region „Deutschland“ fest, was jedoch noch kein konsequent deutschsprachiges System ergibt. Nach der Installation ist es auf allen üblichen Systemen erforderlich, in den Systemeinstellungen die Sprache komplett auf Deutsch umzustellen. Der Punkt heißt typischerweise „Region & Sprache“ oder „Language Support“.

Grafiktreiber installieren: Standardmäßig richtet Linux für Nvidia und ATI/AMD-Grafikkarten einen Open-Source-Treiber ein, der für Büroaufgaben ausreicht. Mehr Leistung bietet der Herstellertreiber, den Sie in Ubuntu unter „Anwendungen & Aktualisierungen“ auf der Registerkarte „Zusätzliche Treiber“ installieren, unter Linux Mint unter „Systemverwaltung -> Treiberverwaltung“.
Netzwerkadapter: Bei Kabelverbindung ist jedes Linux sofort im Netz und im Internet. Mit WLAN-Adaptern besteht die übliche Pflicht, sich am eigenen WLAN anzumelden. Dies funktioniert bei allen üblichen Desktopdistributionen über das Netzwerksymbol in der Systemleiste (Network Manager). Wenn WLAN-Adapter hardwaretechnisch nicht erkannt werden, hilft entweder vorübergehende Kabelverbindung und das Nachladen des Treibers (wie unter „Grafiktreiber installieren“) oder eine manuelle Treibersuche.
Monitoreinstellungen: Linux erkennt die Bildschirmauflösung automatisch. Trotzdem gibt es Anlässe, die Einstellungen nachzujustieren: Bei einem Betrieb mit zwei Monitoren ist es immer notwendig, den primären Bildschirm und die optimale Anordnung der Monitore festzulegen. Ferner kann der Grafiktreiber die Anzeigegröße skalieren.
Diese Optionen finden Sie in Ubuntu unter „Systemeinstellungen -> Anzeigegeräte“, wobei Sie für eine Dual-Monitor-Anordnung die abgebildeten Bildschirme einfach mit der Maus arrangieren. Dies bietet Linux Mint unter „Systemeinstellungen -> Bildschirm“ ebenfalls, allerdings keine Anzeigeskalierung.
Es gibt aber unter jedem Linux auch noch eine Schriftenskalierung für bessere Lesbarkeit.
Codecs nachinstallieren: Falls bei der Installation aktiviert („Drittanbieter-Software“), bringen Ubuntu & Co. den MP3-Codec von Fluendo mit. Der Terminalbefehl
sudo apt install ubuntu-restricted-extras libxvidcore
rüstet weitere Codecs für Audio- und Videodateien nach, um nahezu alle Formate abzudecken. Um auch DVDs abspielen zu können, starten Sie mit
sudo apt-get install libdvd-pkg
die Codecinstallation, die automatisch abläuft.
#20: Lite Lite Linux basiert auf der Stable-Version von Debian/Ubuntu und richtet sich klar an Linux-Neulinge
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