Alle Browser sind kostenlos, doch welcher ist der beste? Google Chrome, Microsoft Edge, Mozilla Firefox, Opera und Vivaldi müssen im Test beweisen, was sie leisten. Das Niveau ist und bleibt auch deshalb hoch, weil die Hersteller ständig neue Versionen zur Verfügung stellen.

Zum Surfen verwenden Sie vermutlich einen ganz bestimmten Browser: weil er sich für Sie als „der schnellste“ anfühlt, wegen spezieller Funktionen oder schlicht aus Gewohnheit. Der Autor dieses Ratgeber macht es genauso. Für welches Programm Sie sich auch entschieden haben, es funktioniert. Einen zwingenden Grund zum Wechseln gibt es also nicht. Dennoch stellt sich die Frage, ob ein anderer Browser nicht schneller und bequemer ist oder mehr Funktionen bietet. Deshalb vergleichen wir die fünf wichtigsten Programme zum Surfen hinsichtlich Leistung, Datenschutz, Sicherheit, Bedienung und Funktionen.
Das Innovationstempo ist und bleibt enorm hoch, insbesondere Google und Mozilla veröffentlichen alle paar Wochen neue Programme: Chrome und Firefox nähern sich bereits den Versionsnummern 100, der Konkurrenzdruck ist groß. Ein Programm, das in der Vergangenheit das beste war, muss aktuell also keineswegs weiter vorne liegen. So hat beispielsweise der in Windows 10 integrierte Microsoft- Browser – außer seinem Namen – praktisch nichts mehr gemeinsam mit der Version des Vorjahres. Der neue Edge ist ein völlig anderes Programm als sein Vorgänger.
Chrome liegt in der Nutzergunst vorn, doch Edge holt auf

Das schlägt sich auch in den Nutzungszahlen nieder. Während 2020 hierzulande nur gut fünf Prozent der PC- und Notebook-Benutzer („Desktop“) Edge verwendeten, steigt der Wert kontinuierlich an und lag laut Statcounter zuletzt bei fast 13 Prozent. Umgekehrt sinkt Firefox in der Gunst immer weiter, aktuell verwendet ihn in Deutschland nur noch gut jeder fünfte Surfer. Unangefochtener Spitzenreiter mit rund 50 Prozent Marktanteil bleibt Chrome , weltweit ist der Google-Browser sogar noch deutlich beliebter. Opera und Vivaldi komplettieren das Testfeld der fünf Kandidaten. Das Anti-Tracking-Tool Cliqz wurde im Sommer 2020 eingestellt, und Apple bleibt außen vor, weil Safari für Windows schon lange nicht mehr angeboten wird.
Ganz so vielfältig wie beim ersten Gedanken ist dieses Quintett jedoch nicht. Mittlerweile setzen mit Ausnahme von Mozilla alle Anbieter auf das Open-Source-Projekt Chromium mitsamt seiner Blink-Engine für die Seitendarstellung. Das macht die vier Browser zwar keineswegs identisch, sie unterscheiden sich bei den Funktionen, beim Datenschutz und bei der Bedienung sogar deutlich. Aber der technische Unterbau ist bei Chrome, Edge, Opera und Vivaldi eben der gleiche.
Dass Microsoft seinen Edge-Browser im vergangenen Jahr vom selbst entwickelten Edge-HTML auf Chromium/Blink umgestellt hat, war trotzdem richtig, wie die Vergleichswerte zwischen neuer und alter (Legacy-)Version in der Performance-Tabelle unten auf dieser Seite zeigen: Nur bei zwei von sechs Messwerten erreicht Edge Legacy das Niveau der Konkurrenz.
Siehe auch: Die besten Android-Browser 2021
Vier Browser bei der Leistung gleichauf, Firefox knapp dahinter
Entscheidend ist, heißt es oft, was hinten rauskommt: Bei den Browsern also, was sie leisten. Wir messen dies objektiv in insgesamt sechs Benchmarks (siehe Tabelle unten): Während die Testtools Ares (neue Javascript-Funktionen), Jetstream (Javascript allgemein), MotionMark (Grafikleistung) sowie Speedometer (Ansprechverhalten der Webapplikationen) einzelne Schwerpunkte setzen, ermitteln Basemark und WebXPRT 3 einen umfassenden Vergleich verschiedener Alltagsaufgaben.
Dass sich Chrome, Edge, Opera und Vivaldi bei ihrer Leistung nur geringfügig unterscheiden, ist insofern nicht verwunderlich, weil die Programme ja auf der gleichen Basis aufbauen. Firefox liegt in vier der sechs Benchmark-Vergleiche hinter dem Spitzenquartett, hat dafür aber bei zwei Messungen die Nase vorn. In der Praxis merkt man von diesen Differenzen kaum etwas. Die langjährige Nutzung zeigt vielmehr, dass auch der Mozilla-Browser problemlos funktioniert. Subjektiv fühlt sich eher Vivaldi „manchmal etwas langsam“ an, mit Messwerten belegen lässt sich das jedoch nicht.
Die weitere Vergleichstabelle unten zeigt zudem die jeweilige Belastung der Hardwareressourcen. Im Leerlauf sind Arbeitsspeicher und CPU kaum gefordert, bei 15 gleichzeitig geöffneten Tabs sieht die RAM-Nutzung schon anders aus: Beim Aufrufen der populären Webseiten von Amazon bis Zoom werden zwischen 1,5 und zwei GByte belegt – bei acht GByte Gesamtspeicher schon ein erheblicher Anteil.
Die Messungen haben wir Ende April durchgeführt. Als Testplattform diente ein aktueller Bürorechner der 700-Euro-Klasse mit Windows 10 (Version 21H1), Intel-CPU Core i5 10400, 16 GByte RAM und 512-GByte-SSD. Jeder Browser durchlief die Benchmarks mehrfach, die Tabellen zeigen die Mittelwerte.
Browservergleich: Performance-Messungen |
||||||
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Benchmark |
Ares 6 |
Basemark Web 3.0 |
Jetstream 2 |
MotionMark 1.0 |
Speedometer 2.0 |
WebXPRT 3 |
|
(Millisekunden)* |
(Punkte) |
(Punkte) |
(Punkte) |
(Punkte) |
(Punkte) |
Chrome 90 |
19,1 |
822 |
144150 |
545 |
139,4 |
226 |
Edge 90 |
19,4 |
794 |
144800 |
560 |
133,2 |
225 |
Firefox 88 |
42,3 |
562 |
90420 |
602 |
110,2 |
253 |
Opera 75 |
19,7 |
739 |
138220 |
490 |
109,4 |
219 |
Vivaldi 3.7 |
20,2 |
730 |
137600 |
472 |
113,8 |
218 |
Edge Legacy** |
61,3 |
350 |
k. A. |
496 |
70,1 |
229 |
|
|
|
|
|
|
|
*: geringere Werte sind besser; **: Alte Edge-Version auf EdgeHTML-Basis nur zum Vergleich |
Webstandards, Sicherheit und Datenschutz im Vergleich

Nicht immer werden alle Webseiten perfekt dargestellt. Die Ursache kann bei den Internetinhalten oder an den Browsern selbst liegen, wenn diese nicht alle Webstandards einhalten. Letzteres haben wir untersucht: Der Blick in die Tabellenzeilen „HTML5test“ und „CSS3test“ zeigt, dass weiterhin kein Programm perfekt ist.
Im Vergleich zu den Vorjahren haben Edge, Opera und Vivaldi aber deutlich aufgeholt und liegen jetzt gemeinsam mit Google Chrome an der Spitze. Firefox stagniert mit einer Kompatibilität von 92 Prozent beim ersten Test, schneidet dafür im CSS3-Vergleich am besten ab.
Ebenfalls auf dem ersten Platz liegt die Mozilla-Software beim Sicherheitscheck: Browseraudit meldet für Firefox deutlich weniger Warnungen als bei der Chromium-basierten Software. Das Ergebnis deckt sich mit früheren Untersuchungen des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), das Firefox 2019 als einziges Programm uneingeschränkt für die Internetnutzung empfahl. Durchgeführt haben wir den Browseraudit-Test jeweils mit Standardeinstellungen. Wenn Sie Ihren Browser individuell angepasst haben, können Sie das Ergebnis selbst kontrollieren .
Ernüchternd fällt die Bilanz beim Datenschutz aus. Während Firefox immerhin noch einen eingeschränkten Schutz gegen Tracking bietet, hinterlassen Chrome, Edge, Opera und Vivaldi einen eindeutigen Fingerprint und machen jeden Rechner auch ohne Cookies wiedererkennbar – und damit ebenso ihre Besitzer. Weil Google künftig zumindest auf Cookies von Drittanbietern verzichten will, dürften Datenschutz und Nachverfolgung in den nächsten Monaten noch wichtig werden.
Lesetipp:
Ohne Cookies und Spuren im Web surfen
Verfügbarkeit, Synchronisieren, Zusatzfunktionen und Addons

Mit einer Ausnahme stehen alle Browser für Windows, Mac-OS, Linux und die beiden Mobilbetriebssysteme Android und iOS zur Verfügung, nur Vivaldi lässt sich nicht auf dem iPhone nutzen. Opera dagegen ist für Android sogar in drei Varianten erhältlich: neben der normalen Version (Opera) in einer für die Ein-Hand-Bedienung (Opera Touch) sowie einer besonderes datensparsamen (Opera Mini). Für die Nutzung auf mehreren Geräten ist es bei allen Programmen – für Edge und Opera gilt das nur leicht eingeschränkt – möglich, persönliche Einstellungen wie den Verlauf, die Bookmarks, die offenen Tabs und mehr über ein Onlinekonto zu synchronisieren. Opera ermöglicht dies zwischen PC und Smartphone via QR-Code sogar ohne Account.
Obwohl alle Programme einen Passwortmanager, einen PDF-Viewer und noch manches mehr mitbringen, unterscheidet sich ihr Funktionsumfang trotzdem erheblich. So fehlen Opera beispielsweise Benutzerprofile und ein Lesemodus, dafür sorgt der uneingeschränkte VPN-Tunnel (Virtual Private Network) für sichere Datenübertragung. Bei Googles Chrome bleibt unverständlich, warum der Lesemodus weiterhin nur per Kommandozeile verfügbar ist.
Microsofts Edge-Browser wiederum wartet mit einem praktischen PDF-Editor zum Bearbeiten von PDF-Dateien auf. Und Opera und Vivaldi bieten über ihre integrierten Seitenleisten schnellen Zugriff auf WhatsApp, soziale Netzwerke, Musikstreaming und Ähnliches. Wer viel Musik hört und Social Media nutzt, ist hier richtig.
Apropos Seitenleiste: Die etabliert sich zunehmend auch zur Darstellung von Tabs, bislang traditionell oben als Register angeordnet. Microsoft macht Edge-Nutzer aktiv auf die Option aufmerksam, in Firefox benötigt man das Add-on Sidebar.
Add-ons sind ein weiteres passendes Stichwort: Wer eine bestimmte Funktion vermisst, kann diese in allen Browsern meist als Erweiterung nachrüsten. Der Chrome Webstore und die Firefox-Erweiterungen bieten Tausende solcher Add-ons.
Die einfache Bedienung ermöglicht die parallele Nutzung
Für die Bedienung macht es zwar einen Unterschied, wie Zusatzfunktionen aufgerufen werden oder Tabs angeordnet sind. Letztlich aber ist die Bedienung vor allem Gewöhnungssache. Außerdem sind Adresszeile, Vor- und Zurück-Funktion, Favoriten, Verlauf und die Einstellungen zum Anpassen Standard. Wer mit einem Programm klar kommt, findet sich schnell auch in den anderen zurecht. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil, der zum Ausprobieren geradezu animiert.
Weil alle Browser zudem gratis sind und sich parallel nutzen lassen, ohne sich gegenseitig zu stören, können Sie auch zwei oder drei Browser nutzen: Ihren Favoriten für jeden Tag, Opera bei VPN-Bedarf und eine weitere App auf dem Smartphone. Denn ein klarer Testsieger existiert nicht, alle Browser eignen sich gleichermaßen und funktionieren durch die Bank. Und der Autor? Der nutzt treu Firefox, schließlich ist die Mozilla Foundation gemeinnützig und gehört zu den „Guten“.
Browser und Version |
Chrome 90 |
Edge 90 |
Firefox 88 |
Opera 75 |
Vivaldi 3.7 |
---|---|---|---|---|---|
Hersteller |
|||||
Engine (Renderer) |
Blink (Chromium) |
Blink (Chromium) |
Gecko |
Blink (Chromium) |
Blink (Chromium) |
Rechner-Plattformen |
Windows, macOS, Linux |
Windows, macOS, Linux |
Windows, macOS, Linux |
Windows, macOS, Linux |
Windows, macOS, Linux |
Plattformen für Mobilgeräte |
Android, iOS |
Android, iOS |
Android, iOS |
Android, iOS |
Android |
|
|
|
|
|
|
Funktionen und Bedienung |
|||||
Synchronisation: Verlauf / Bookmarks / Tabs / Passwörter / Einstellungen / Erweiterungen |
+ / + / + / + / + / + |
- / + / - / + / + / + |
+ / + / + / + / + / + |
+ / + / + / + / + / - |
+ / + / + / + / + / + |
Erweiterungen und Addons |
sehr viele |
sehr viele |
sehr viele |
sehr viele |
sehr viele |
Besonderheiten |
Lesemodus versteckt |
PDF-Editor zum Bearbeiten |
VPN in Planung |
VPN, kein Lesemodus, Seitenleiste |
Seitenleiste |
|
|
|
|
|
|
Webstandards, Sicherheit und Datenschutz |
|||||
HTML5test |
95 % |
95 % |
92 % |
95 % |
95 % |
CSS3test |
68 % |
68 % |
72 % |
68 % |
68 % |
Browseraudit |
16 Warnungen, eine kritisch |
16 Warnungen, eine kritisch |
8 Warnungen |
16 Warnungen, eine kritisch |
16 Warnungen, eine kritisch |
Cover your tracks (EFF) |
Kein Tracking-Schutz |
Kein Tracking-Schutz |
Teilweiser Tracking-Schutz |
Kein Tracking-Schutz |
Kein Tracking-Schutz |
AmIUnique |
Fingerprint eindeutig |
Fingerprint eindeutig |
Fingerprint nahezu eindeutig |
Fingerprint eindeutig |
Fingerprint eindeutig |
|
|
|
|
|
|
Ressourcenverbrauch |
|||||
Speicher- / CPU-Belastung (Leerlauf) |
115 MByte / < 1 % |
270 MByte / < 1 % |
180 MByte / < 1 % |
230 MByte / < 1 % |
215 MByte / < 1 % |
Speicher- / CPU-Belastung (15 Tabs) |
1,8 GByte / 2-3 % |
1,5 GByte / 4-5 % |
1,6 GByte / 2-3 % |
2,0 GByte / 3 -4 % |
2,1 GByte / 4-5 % |