AMDs heiß erwartete Gaming-Grafikkarte mit Vega-Architektur hat endlich ihren Marktstart. Wie gut sie sich gegen den ewigen Konkurrenten Nvidia schlägt, erfahren Sie im Test.

Die
AMD Radeon RX Vega 64
ist das neue Grafikkarten-Flaggschiff des Chip-Herstellers mit der aktuellen GPU-Architektur Vega. Nach eigenen Angaben beinhaltet Vega die umfangreichsten Änderungen der letzten fünf Jahre, wenn man die Vorgänger-Grafikchips als Vergleich heranzieht. Doch die wohl wichtigste Frage ist doch: Können die neuen Vega-Grafikkarten an der starken Nvidia-Konkurrenz vorbeiziehen?
Hinweis:
Die Testergebnisse finden Sie weiter unten in übersichtlichen Vergleichsdiagrammen.
Die besten Grafikkarten bis 200 Euro im Test
TEST-FAZIT: AMD Radeon RX Vega 64
AMD kann mit der Radeon Vega 64 nun endlich wieder in der Grafikkarten-Oberklasse mitspielen. Die Leistung reicht aus, um auch aktuelle Titel in Ultra-HD mit durchschnittlich über 40 Bildern pro Sekunden flüssig zu spielen. Dennoch reicht es nicht ganz, eine reguläre Nvidia Geforce GTX 1080 in Sachen Gaming komplett zu überholen - AMD spielt zumindest wieder auf dem gleichen Level. Positiv zu erwähnen ist, dass AMD viele Techniken integriert hat, die in naher Zukunft wohl immer wichtiger werden, wie beispielsweise FP16. Und auch in Sachen Computing-Leistung kann die Vega 64 die GTX 1080 größtenteils deutlich hinter sich lassen - beispielsweise bei der Kryptographie oder dem Verarbeiten von Pixeln bei Multimedia-Anwendungen. So kann eine Vega 64 satte 3,1 Gigapixel pro Sekunde verarbeiten, während eine GTX 1080 auf nur 1,15 Gigapixel pro Sekunde kommt! Ideal also für Kreativnutzer, die auf flotte Verarbeitungszeiten angewiesen sind.
Leider wird die Vega 64 zu laut (3,1 Sone!), zu heiß (87 Grad Celsius!) und verbraucht massig Strom (407 Watt, gesamte Testplattform) - und da Nvidias nächste GPU-Architektur quasi schon vor der Tür steht, kann sich der Leistungs-Abstand schnell wieder vergrößern. Unser Tipp: Kaufen Sie sich die etwas günstigere Radeon RX Vega 56 und legen sich einen schicken Freesync-Monitor zu, dann sind Sie in Preis-Leistung auf der relativ sicheren Seite.
+ flüssiges Gaming in Ultra-HD möglich
+ clevere, zukunftssichere Techniken
- lautes Betriebsgeräusch
- hohe Betriebstemperaturen
- hoher Stromverbrauch

Präsentation von AMD Vega AMD stellt seine neue GPU-Architektur Vega vor.
© AMD zur Bildergalerie-GroßansichtVerschiedene Versionen der AMD Radeon RX Vega 64
Die AMD Radeon RX Vega 64 ist das neue Top-Modell und in zwei Versionen verfügbar: Eine protzige Variante mit Wasserkühlung, die mit höherem GPU-Takt daherkommt, sowie eine luftgekühlte Karte mit etwas niedrigeren Taktraten: 1406 und 1677 versus 1274 und 1546 MHz. Von der Kühlung und der höheren Taktfrequenz aber einmal abgesehen, unterscheiden sich die Grafikkarten nicht weiter voneinander.

Die luftgekühlte Vega 64 ist allerdings noch in einer Limited Edition erhältlich, die sich aber nur vom Äußeren von der regulären Karte unterscheidet, da sie ein Gehäuse aus gebürstetem Aluminium besitzt. Alle Versionen besitzen ein Backplate und eine LED-Anzeige namens „GPU Tach“ an den beiden 8-poligen PCIe-Stromanschlüssen, die in Echtzeit die aktuelle Leistungsaufnahme der Grafikkarte anzeigt. Wer möchte, kann zwischen einer roten oder blauen Farbe für die LEDs umschalten.

Hinzu kommt bei allen Varianten auch noch ein Schiebeschalter, um zwischen zwei Bios-Versionen zu wechseln - die zweite Bios-Version soll die Karte weniger Strom aufnehmen lassen, da sie niedrigere TDP-Werte vorgibt. AMD stellt uns nur das luftgekühlte Modell zur Verfügung.

Radeon Packs: Grafikkarte im Bundle
Wer eine Radeon RX Vega 64 kaufen möchte, dem stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Die luftgekühlte Vega 64 ist einzeln zu einem Preis von rund 500 Euro erhältlich. Nun gibt es aber auch Bundles, die neben der Grafikkarte entweder Spiele oder satte Rabatte für Ryzen-Prozessoren, Mainboards oder Freesync-Monitore enthalten. Die wassergekühlte Vega 64 ist hingegen ausschließlich im Bundle verfügbar. AMD nennt das ganze „Radeon Packs“.

Technische Daten der Vega-10-GPU
Am ehesten gleicht der Vega-10-Grafikchip den Fiji-GPUs aus der Radeon Fury X (siehe untere Vergleichstabelle): Die Anzahl der Shader-Einheiten, Compute-Units, ROPs und Textur-Einheiten sind identisch mit der ehemaligen Flaggschiff-Grafikkarte von Ende Juni 2015. Doch unter der Haube will AMD kräftig optimiert, erneuert und verändert haben.
Grafikkarten-Oberklasse: Technische Daten im Vergleich |
||||
---|---|---|---|---|
|
AMD Radeon RX Vega 64 |
Nvidia Geforce GTX 1080 |
AMD Radeon R9 Fury X |
AMD Radeon RX 580 |
Grafikchip |
Vega 10 |
GP104 |
Fiji |
Polaris 20 |
Fertigung |
14 Nanometer |
16 Nanometer |
28 Nanometer |
14 Nanometer |
Chipfläche |
486 mm² |
314 mm² |
596 mm² |
232 mm² |
GPU-Standard-Takt / Boost-Takt |
1406 / 1677 MHz |
1607 / 1733 MHz |
bis zu 1050 MHz |
1257 / 1340 MHz |
Shader-Einheiten |
4096 |
2560 |
4096 |
2304 |
TMUs |
256 |
160 |
256 |
144 |
ROPs |
64 |
64 |
64 |
32 |
Grafikspeicher |
8192 MB HBM2 |
8192 MB GDDR5X |
4096 MB HBM |
8192 MB GDDR5 |
Speichertakt (effektiv) |
1890 MHz |
10000 MHz |
1000 MHz |
8000 MHz |
Speicheranbindung |
2048 Bit |
256 Bit |
4096 Bit |
256 Bit |
Speicherbandbreite |
484 GB/s |
320 GB/s |
512 GB/s |
256 GB/s |
TDP |
295 Watt |
180 Watt |
275 Watt |
185 Watt |
Preis |
500 Euro |
510 Euro |
735 Euro |
330 Euro |
Was zuerst einmal auffällt ist der grundsätzlich höhere GPU-Takt im Vergleich zu den Vorgängern. Der angegebene Boost-Takt markiert dabei aber nicht das Maximum, sondern steht streng genommen nur für den durchschnittlichen Takt beim Spielen - mit anderen Worten: Die GPUs sollen auch höher takten können.

8 GB HBM2 Grafikspeicher
Ebenfalls angestiegen ist die Gesamtspeicherkapazität, die sich nun auf acht Gigabyte beläuft - und zwar vom Typ HBM2 (High Bandwith Memory 2), der überarbeiteten Grafikspeicher-Technik. Hierbei handelt es sich um vertikal aufeinander gestapelte Speicherbausteine, die sich zusammen mit der GPU auf einer gemeinsamen Chipfläche befinden und untereinander über tausende, mikroskopisch kleiner Datenleitungen miteinander verbunden sind. Die zweite Version von HBM soll noch flotter und effizienter arbeiten, kostet allerdings auch deutlich mehr als herkömmlicher VRAM.
Dank HBM2 kommt die Vega 64 auf eine Speicherbandbreite von satten 484 GB/s. Das ist zwar etwas langsamer als bei der Fury X, weil bei HBM2 weniger Speicherbausteine aufeinandergestapelt werden, aber dafür immer noch schneller als bei einer Nvidia Geforce GTX 1080, die auf „nur“ 320 GB/s kommt. Zum Vergleich: Erst die Nvidia Geforce GTX 1080 Ti kommt auf die gleiche Speicherbandbreite wie die Vega 64. Die Speicheranbindung beläuft sich auf satte 2048 Bit, der effektive Speichertakt liegt bei 1890 MHz.

Den Arbeitsspeicher als Video-RAM nutzen
Neben dem Einsatz von HBM2 setzt AMD außerdem noch auf einen neuen Cache (High Bandwith Cache) und einen neuen Cache-Speicher-Controller (High Bandwith Cache Controller). Damit ist nicht nur eine datailliertere Datenkontrolle möglich, sondern Vega 64 kann extreme 512 Terabyte (!) an virtuellen Speicher adressieren. Ebenfalls neu ist die Möglichkeit, etwas vom Arbeitsspeicher ab zu zwacken und ihn der Grafikkarte zur Verfügung zu stellen. Tatsächlich wird der zugewiesene RAM aber nur genutzt, wenn der Onboard-Grafikspeicher voll ist - und bei acht Gigabyte ist das aktuell nur extrem selten der Fall.

Next-Gen Compute Units mit FP16
Bei den eingesetzten Compute-Einheiten handelt es sich um sogenannte „Next-Gen Compute Units“, die nun erstmals bei Radeon-Grafikkarten das Half-Precision-Float-Format FP16 mit doppelten Durchsatz ermöglicht. Ziel ist es, damit die Effizienz der Grafikkarte zu steigern, da nur noch die tatsächlich nötige Rechenpower zum Einsatz kommt. AMD nennt diese Technik „Rapid Packed Math“ und soll auch in Spielen gewisse Vorteile bringen, wie beispielsweise stabilere, höhere Bildraten. Allerdings muss das Spiel auf FP16 optimiert sein - Far Cry 5 und Wolfenstein 2 werden es beispielsweise schon sein.

Hohe TDP von knapp 300 Watt
Was ebenfalls bei den technischen Daten auffällt, ist der Wert der TDP, also der maximalen Verlustleistung: Die beträgt satte 295 Watt und weist schon einmal darauf hin, dass die Vega 64 nicht gerade wenig Energie aufnehmen wird. Doch AMD ist sich dem natürlich bewusst und stellt im Radeon-Treiber mehrere Energieprofile zur Verfügung. Diese lassen sich im „Radeon Wattman“ finden, der hauseigenen Übertaktungs-Software, die im in den Radeon-Einstellungen zu finden sind. Standardmäßig läuft Vega 64 im Profil „Balanced“, das Lüftergeräusche und Leistungsaufnahme in einem gewissen Rahmen hält. Die Profile „Power Save“ und „Turbo“ sprechen für sich, und natürlich lassen sich über „Custom“ eigene Einstellungen vornehmen.

Stromsparmaßnahmen bei Vega
Eine weitere Technik, die die Effizienz von Vega steigern soll, ist die Integration einer programmierbaren Geometrie-Pipeline. Sie vermeidet die Berechnung von Polygonen, die der Spieler gar nicht erst zu sehen bekommt, und rendert dafür jene schneller, die der Gamer tatsächlich sieht. Danach kommt noch der sogenannte „Draw Stream Binning Rasterizer“ (DSBR) zum Einsatz, der überlappende Pixel erkennt, die im Spiel ebenfalls nicht sichtbar wären. Diese Pixel werden von der GPU dann natürlich nicht gerendert.

Doch das sind nicht alle Stromsparmaßnahmen, die AMD der Radeon RX Vega 64 verpasst hat. So ist auch die Technik Radeon Chill mit an Bord, das im Hintergrund die tatsächliche Systemauslastung analysiert und die GPU üppig herunter taktet. Selbst im aktiven Spiel, wenn der Gamer Maus und Tastatur für längere Zeit unberührt lässt oder nur Videosequenzen laufen. Doch das Feature funktioniert nicht mit allen Spielen, auch wenn die Liste mit über 40 populären Titeln wie Witcher 3 mittlerweile recht gut bestückt ist.

AMD Radeon Software Crimson ReLive Edition: viele Neuerungen
Mit der „Frame Rate Target Control“ (FRTC) lässt sich die Bildrate in Spielen beliebig einschränken. Das macht vor allem Sinn, wenn Sie beispielsweise einen 60-Hertz-Monitor besitzen, um dann die Bildrate auf 60 Bilder pro Sekunde zu beschränken. Denn alle angezeigten Bilder darüber hinaus bekommen sie sowieso nicht zu sehen und die GPU muss nicht unnütz schuften und Energie saugen.

Freesync: Günstige Monitore ohne Qualitätsunterschiede

Auch die Bildsynchronisationstechnik Freesync lässt sich mit Vega 64 nutzen. Die Technik funktioniert in unseren Tests mit dem Monitor Acer XG270HU (27 Zoll, 144 Hz und 2560 x 1440 Pixel) gewohnt tadellos und einen Qualitätsunterschied zu Nvidias G-Sync konnten wir nicht feststellen. Was wir aber feststellen können ist der Preisunterschied: Bildschirme mit G-Sync sind durch die Bank teurer als gleich ausgestattete Modelle mit Freesync. Zu erwähnen ist allerdings noch, dass Freesync auch bis 240 Hertz funktioniert, G-Sync bis dato noch nicht.

Video-Schnittstellen: 4K mit 120 Hertz
Für den Anschluss von Monitoren stehen dreimal Displayport 1.4 und einmal HDMI 2.0 zur Verfügung. Jede Buchse beherrscht außerdem HDCP 2.2 und Freesync. Die verbesserte Display-Engine in Vega 10 beherrscht beim 32-Bit-Pixelformat die 8K-Auflösung mit flüssigen 60 Hertz und zusätzlich noch im 64-Bit-Format inklusive HDR (High Dynamic Range) sogar satte 4K mit 120 Hertz - sogar 5K (64 Bit) ist mit 60 Hertz kein Problem, im 32-Bit-Format sind sogar 8K mit 60 Hertz drin!

4K: So stellen Sie UHD-Monitore ultrascharf ein
So testet PC-WELT Grafikkarten
Wir testen alle Grafikkarten unter gleichen Bedingungen, um faire, transparente und vergleichbare Ergebnisse zu erzielen. Welche Hardware und Software wir für unsere Tests benutzen, und wie die Gesamtwertung am Ende zustande kommt, erfahren Sie in folgendem Artikel:
Wie PC-WELT Grafikkarten testet
Die AMD Radeon RX Vega 64 in Tests
Im folgenden listen wir Ihnen die Diagramme und Ergebnisse der AMD Radeon RX Vega 64 im Vergleich mit der Nvidia Geforce GTX 1080 und der leicht übertakteten Sapphire Nitro+ Radeon RX 580. Die Ergebnisse zeigen, dass eine Vega 64 eine GTX 1080 nur teilweise eine in Sachen Gaming überholen kann, aber mindestens auf dem gleichen Niveau ist. In Sachen Computing- und Multimedia-Leistung wendet sich das Blatt und AMD kann Nvidia teils deutlich überholen. Dafür geht Vega 64 deutlich lauter und heißer zu Werke und benötigt dafür auch zu viel Strom - unsere Testplattform nimmt über 400 Watt auf! Außerdem verhindern die hohen Temperaturwerte auch eine weitere Übertaktung - sehr schade!





GESAMT-PERFORMANCE-RATING: AMD Radeon RX Vega 64 |
||||
---|---|---|---|---|
Testkategorien 100% |
Anwendung |
Ergebnisse |
Durchschnittliche Punktzahl |
Gesamt-Performance-Rating |
Spieleleistung 60 % |
Rise of the Tomb Raider: Durchschnittliche Bildrate in 1920 x 1080 Pixel |
111 |
71 |
1.018 |
Rise of the Tomb Raider: Durchschnittliche Bildrate in 3480 x 2160 Pixel |
45 |
|||
Witcher 3 - Wild Hunt: Durchschnittliche Bildrate in 1920 x 1080 Pixel |
98 |
|||
Witcher 3 - Wild Hunt: Durchschnittliche Bildrate in 3480 x 2160 Pixel |
40 |
|||
GTA 5: Durchschnittliche Bildrate in 1920 x 1080 Pixel |
72 |
|||
GTA 5: Durchschnittliche Bildrate in 3480 x 2160 Pixel |
58 |
|||
Computing- & Synthetik-Benchmarks 40 % |
3D Mark: Fire Strike Ultra (Gesamtpunktzahl) |
5.268 |
2.438 |
|
3D Mark: Time Spy (Punkte) |
6.809 |
|||
VR Mark: Blue Room (Punkte) |
2.127 |
|||
SiSoftware Sandra 2016: Kryptographie (GB/s) |
104,90 |
|||
SiSoftware Sandra 2016: Wissenschaftliche Analysen (GFLOPS) |
318,25 |
|||
SiSoftware Sandra 2016: Multimedia (GPixel/s) |
3,10 |
|||
Aufwertung/Abwertung |
keine |
|||
Preis (UVP) |
|
500 Euro |